20.07.11 BORENSBERG ‐ BERG SL 9 km 21
Bei wunderbarem Wetter gehen wir in Richtung Berg weiter. Wir müssen acht Brücken und 4 Doppelschleusen passieren. Wir erleben an jeder Schleuse eine große Menschenmenge, die sich das Spektakel der Schleusungen mit Oma, Opa, Kind und Kegel anschauen. Es sind Ferien in Schweden und viele kommen nur, um sich dieses Treiben anzuschauen. Für uns sind die Schleusungen etwas anstrengender. Wegen der Breite und Länge meines Bootes passt immer nur ein kleines Boot an meine Seite.
Da aber immer vier Boote zusammen geschleust werden, habe ich hinter mir noch zwei große Segler. Sehr oft haben wir bei dem starken Schwall des Wassereinlaufs Mühe, nicht mit den anderen Booten zu kollidieren. Doch dank der tatkräftigen Unterstützung unserer Frauen haben wir alles ohne Schaden überstanden. Nach dem Anlegen in dem sehr schönen Hafen von Berg, genau vor der bekannten 7er Schleusentreppe, haben wir uns auf der schönen Segelyacht von Cornelia und Volkmar aus Berlin zum Nachmittags EVENT eingefunden. (Wie wir diese beiden kennen lernten, behalte ich besser für mich)
Doch haben wir an diesem Abend unsere beiden Dauernachbarn, Gerda und Günter, auch aus Berlin, mit ihrem etwas kleineren Segler, (in den Schleusen passen sie wie angegossen an unsere Seite), aus den Augen verloren. Irgendwann werde ich sie zu den sympathischsten "Schleusennebenherfahrern" ernennen. So mit Urkunde und so. Zur Belohnung , weil es bis jetzt immer noch gut klappt, laden wir am Abend unsere Frauen zu einem ausgefallenen Dinner ein.
21.07.11 BERG ‐ NORSHOLM SL 8 km 30
Mit einer wirklichen Kuriosität beginnt unser heutiger Tag. Was ist geschehen ? Unsere Damen sind schon früh unter der Hafendusche um ihre Haare zu waschen, und ich gehe, um die Zeit zu Nutzen, mal zur Schleuse um abzufragen wann die nächste Öffnung ist ? (Wie gesagt, wir standen vor der 7er Treppe) Wir kennen bis hierher ja nur die Zeiten von 9.00 – 18.00 Uhr, aber hier geht der Betrieb schon um 8.00 Uhr los und zwar zuerst immer nach unten, also unsere Richtung, und danach so gegen 10.00 / 10.30 Uhr geht es Aufwärts.
Das heißt also für uns, wenn wir jetzt nicht runter schleusen, kommen wir erst gegen Mittag hier weg. Die Schleuse steht noch offen und der Schleusenwärter gibt mir 10 Minuten zum Einfahren. Doch unsere Frauen stehen unter der Dusche, was tun?
Nun kommt wieder mein ausgeprägtes Organisationstalent zum Tragen. Ich mache das Schiff klar, schicke Adrian zu den Duschen, unsere Frauen, so nass wie sie sind, zu holen und wir sind mit dem Boot und der gesamten Mannschaft in 12,7 Minuten in der Schleuse. Und jetzt kommt der Hammer!!!!!
Da wir alleine schleusen, sind wir in sage und schreibe 40 Minuten die siebenstufige Schleusentreppe runter. Ich bin sicher, wir halten damit mindestens den Europarekord und unsere Damen haben die Schleusenfeuertaufe mit Bravour bestanden. Unten angekommen servieren wir ihnen zum Dank ein Frühstück vom Allerfeinsten.
Wir haben nun alle Zeit der Welt und fahren, nach dem ausgiebigen Frühstück, gemütlich über den Roxensee, passieren am Ende des Sees die SL Norsholm und kommen ca. 13.00 Uhr im Hafen von „ KÄPTEN BILLE`S" an. Hier am Kanal kennt ihn jeder. Uns war er durch den Film vom Götakanal bekannt, und so müssen wir natürlich seine weltberühmten Apfelstrudel probieren. Hier waren ganz besonders viele Besucher zu sehen. Es ist eine recht lustige Ecke. (Im Übrigen geht’s mit unseren Frauen immer noch gut)
22.07.11 NORSHOLM ‐ SÖDERKÖPING SL 11 km 22
Auf den Kanälen ist eine Geschwindigkeit von sechs Knoten erlaubt, die auch von den Schleusenwärtern kontrolliert wird. Zum Schleusen hat sich, weil es fast immer die gleichen vier Boote sind, so eine Art Interessengemeinschaft gebildet. Also tuckere ich täglich mit meinen zwei Berlinern, und noch so einem Ausländer mit blaugelber Flagge von Brücke zu Brücke und von Schleuse zu Schleuse. Mit der Führungsarbeit wechsele ich mich des Öfteren mit der SY „törn" ab.
Aber wenn es in den Hafen geht sind wir eine verschworene Gemeinschaft im Kampf um den Landstrom. Findet man keine leere Steckdose, so muss für jede Tasse Kaffe der Generator gestartet werden. In Söderköping, es war voll bis obenhin, können wir uns nur noch aufs Päckchen legen. Finden aber aus unerklärlichen Gründen etwas weiter weg noch eine leere Steckdose, was fast schon ein Wunder ist. Komme aber mit meinem Kabel nicht dran.
Ich eile schnellen Schrittes zu unserem Boot, ohne die herrenlose Steckdose aus den Augen zu verlieren, und rufe Adrian zu, schnellstens mit der Kabelverlängerung zu kommen. Er kommt aber nicht, die Damen haben, weil sie damit nicht zurechtkommen, ihn eingespannt, um die Fenster aufzurollen. Na ja, wie soll ich das jetzt beschreiben. Sagen wir mal, es gibt eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen der Mannschaft und dem Kapitän. Da der jedoch nach § 1 immer recht hat, und § 2 sagt, wenn das mal nicht der Fall ist, automatisch § 1 wieder in Kraft tritt. O.K. lassen wir es dabei.
Am Abend ist die Luft wieder rein und wir vier, sowie die vier Berliner, verabreden uns zum gemeinsamen Abendessen beim Spanier. Es ist der bisher lustigste Abend mit feinem Essen, gutem Wein und spanischer Musik.
24.07.11 SÖDERKÖPING ‐ STEGEBORG SL 3 ‐ km 19
Ein gemütliches Frühstück ist bei uns ein absolutes „MUSS". Erst dann fahren wir die letzten drei Schleusen des Göta – Kanals. In MEM, also am Ende des historischen Kanals, wir müssen auf ein Passagierschiff warten, treffen wir noch unerwartet auf Gerda und Günter (von der verschworene Gemeinschaft) . Mem ist das Tor zum großen Fjord, der ins offene Meer führt. Ich denke, die anderen beiden Berliner sind längst mit vollen Segeln unterwegs.
Doch in Stegeborg angekommen, sehen wir zuerst die CORVO wieder. Von wegen volle Segel, Volkmar hält sein Mittagsschläfchen. So müssen wir ohne ihn unser Event auf der Hafenbank feiern. Wir sind überglücklich, dem Scheidungskanal entronnen zu sein. Dafür, dass er uns nicht geschafft hat, stoßen wir mit einem guten Glas Prosecco auf unseren Sieg an.
25.07.11 STEGEBORG ‐ TROSA SL 0 ‐ km 110
Jetzt bekommen wir das Ostseewetter zu spüren. Nachdem sich Cornelia und Volkmar über Funk noch einmal in Richtung Süden verabschieden, bekommen wir Richtung Norden, also zur offenen See hin, einen ungemütlichen Wind von 5 Bft. mit Böen bis 6 Bft. vor die Nase, sodass, bei einem Meter Wellen, die ersten Crewmitglieder bereits über die Reling schauen. Zum Wind gesellt sich nun auch noch Regen.
Und hier kommt wieder genau das zutage, was wir in Dänemark schon beanstandet haben. Diese dünnen Bojenstangen, dazu noch in einer Art und Weise aufgestellt, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann, sind einfach bei Regen nicht mehr auszumachen. Da wir uns den Schären nähern, stelle ich einen zweiten Mann zum Ausschau halten mit an den Steuerstand. Und prompt macht sich heute diese Angewohnheit , als reine Vorsichtsmaßnahme, im wahrsten Sinne des Wortes, bezahlt.
Die Betonnung war so verrückt angebracht, das mich meine eigene Frau vor einem Felsen gerettet hat, der im direkten Fahrwasser nur ganz wenig überspült wurde und deshalb kaum zu sehen war. Die Boje dazu lag ca. fünfzig Meter auf BB. Es soll keine Entschuldigung sein, dass zwei meiner Freunde, so wie sie mir sagten, an der gleichen Stelle in derselben Situation waren. Einer von ihnen ist tatsächlich drauf gefahren.
Eine einzige Boje mehr, um den Zwischenraum abzudecken, wäre genug, um diese Stelle zu entschärfen. Man könnte meinen, dass diese Schären nur für Einheimische sind, die jeden Stein hier kennen. Trotzdem, es ist und bleibt ein Erlebnis, durch diese Schärenlandschaft zu fahren. Ein wunderschön aussehendes Relikt aus der letzten Eiszeit. Anfangs haben wir zur Sicherheit die ganz engen Passagen umfahren, doch später können wir uns diesen nicht mehr entziehen, ein wunderbares Gefühl langsam dort durchzufahren.
26.07.11 TROSA ‐ SÖDERTÄLJE SL 0 km 48
Nach dem ruppigen Wetter von gestern, erleben wir heute die reinste Erholung. Wir genießen Wind, Meer und Sonne. Das Gefühl, durch diese Felsenlandschaft zu fahren, kann man gar nicht beschreiben. Einerseits ist das Ganze sehr imposant, aber andererseits hat man immer so ein mulmiges Gefühl, weil die Dinger so nah an einem vorbeiziehen.
Doch kommen wir heute ohne Mühe in den Södertälje‐ Kanal, der abwechselnd einmal Kanal ist und dann geht’s wieder über einen See. Vor einer Engstelle fahre ich langsam zur Seite, um ein entgegenkommendes Seeschiff durchzulassen (wir hätten da auch nicht mehr durch gepasst), merke ich nicht, wie so ein Riese mir von Achtern auf die Pelle rückt. Doch bin ich baff, dass diese großen Seeschiffe hier im Binnenwasser fahren. Im Hafen von Södertälje telefonieren wir dann mit Stockholm, um einen Liegeplatz für die nächsten 10 Tage zu bekommen. Im Navishamn werden wir fündig und freuen uns schon auf Stockholm.
27.07.11 SÖDERTÄLJE ‐ STOCKHOLM SL 2 ‐ km 51
Der letzte Reisetag unseres zweiten Drittels der Mittsommernachtsreise mit Virry, Kordula und Adrian geht heute zu Ende. Doch genießen wir erst noch mal die wunderschönen Landschaften, die uns nach Stockholm hineinführen. Um ins Zentrum zu kommen, müssen wir erst noch die Hammerby Schleuse passieren und 180 SK Eintrittsgeld bezahlen. Aber dann sehen wir dieses phantastische Panorama von Stockholm vor uns. Wir sind so überwältigt, dass wir den falschen Hafen ansteuern. Also wieder raus und in den richtigen Hafen.
Dort angekommen haben wir, trotz Hilfe vom Hafenmeister, aus „unerklärlichen Gründen" Probleme mit den Muring Leinen. Der Hafenmeister wurde immer nervöser und wollte schon gehen, bis wir ihm versicherten, dass wir bald festliegen werden. (Warum das Ganze, bleibt Adrians und mein Geheimnis)
Drei Tage bleiben wir noch gemeinsam in Stockholm, ehe wir den Rückflug antreten. Es ist wirklich eine wunderschöne Stadt. Alles, oder fast alles, was man besichtigen kann, haben wir uns angesehen. Ganz besonders gefällt uns eine Führung im Rathaus. Es ist für uns etwas Besonderes, dort zu stehen, wo ansonsten die jährlichen Friedensnobelpreise verliehen werden. Die Altstadt „GAMLA STAN" und den daneben liegenden Königspalast muss man einfach gesehen haben.
Ich könnte noch zehn Seiten über Stockholm schreiben, es ist unmöglich, alles wiederzugeben. Um das Ganze noch einmal in Ruhe zu genießen, habe ich natürlich, wie immer, schöne Filmaufnahmen gemacht, die ich, wenn sie dann bearbeitet sind, diesen Winter bei den verschiedenen Kölner Wassersportfreunden zur Unterhaltung und Information vorführen werde.